Ganz besondere Johannisbeersträucher
Februar 22, 2020
Unsere Seniorenbetreuerinnen und – Betreuer begleiten ihre Klienten oft über eine lange Zeit. Dabei entstehen nicht selten enge Bindungen. Über eine hat unsere Betreuerin Gerda geschrieben und mit der Geschichte an unserer Aktion #50JahreNMD teilgenommen. „Ich finde, es ist eine traurige, aber trotzdem eine schöne Geschichte“, meint Gerda.
„Ich war längere Zeit immer Mittwochvormittag bei einem sehr liebenswerten fast 90-jährigen Herrn, der allein in einem Haus mit Garten wohnte. Wir verstanden uns gut und zogen uns oft gegenseitig auf: „Bei Ihnen ist es immer so sauber, ich habe Sie im Verdacht, dass Sie immer alles putzen, bevor ich komme!“ Oder er: „Heute könnten Sie mal was im Garten machen, das machen Sie ja sowieso lieber als putzen“.
Sein ganzer Stolz waren seine Johannisbeeren, die größten, die ich jemals gesehen habe. Er ging nicht mehr gerne in den Garten, denn er war einmal gestürzt, und so sollte ich seine geliebten Sträucher schneiden. „Aber nur auf Ihre Verantwortung!“, sagte ich. Dann kam er mit und zeigte mit dem Stock, wo ich schneiden sollte. Weil ich sie immer so bewunderte, sagte er, ich solle mir im Herbst ein paar Stecklinge schneiden und bei mir im Garten einfach in den Boden stecken. Ich nahm drei mit und steckte sie in einer entlegenen Ecke in die Erde ….und vergaß sie.
In diesem Jahr war Silvester an einem Mittwoch, daran erinnere ich mich noch genau. Auch am letzten Tag des Jahres war ich bei ihm zu Hause. Wir tranken zusammen einen Piccolo. Ich sagte noch, na, da haben wir ja wieder ein Jahr geschafft! Das neue Jahr schaffte er leider nur bis zum 2. Januar. Das machte mich sehr traurig. Wir sind uns in den Jahren sehr vertraut geworden. Nach dem ersten Schock rief ich noch seinen Freund an, der jeden Tag bei ihm vorbeigeschaut und den ich inzwischen auch gut kennengelernt hatte. Einige Monate später, im Frühjahr, kam ich wieder mal bei meinen vergessenen Stecklingen vorbei und staunte nicht schlecht, dass da drei wunderbar ausgetriebene Johannisbeersträucher standen. Das war mir noch nie gelungen und selbstverständlich tragen sie seitdem den Namen ihres Spenders!“