Menschlichkeit vor Ökonomie
April 14, 2020
Seit dem 01.01.2020 leitet Lisa Heß die Geschäftsstelle des NMD in Köln. Mit 32 Jahren ist sie die jüngste Geschäftsleiterin im Verein – bringt aber zugleich viele Jahre berufliche Erfahrung mit in die Aufgabe. Im Gespräch erzählt die überzeugte Wahl-Kölnerin uns, was sie antreibt, wie die Arbeit für die Betreuer*innen noch lohnenswerter werden soll und welche Perspektive sie für den Notmütterdienst Köln in den nächsten Jahren sieht.
Liebe Frau Heß, erzählen Sie uns doch ein bisschen über sich und wie Sie zum Notmütterdienst gekommen sind.
Ich habe Gesundheitsökonomie studiert und 2014 meinen Abschluss gemacht. Anschließend war ich als Management-Trainee im St.-Vinzenz-Hospital in Nippes, wo ich alle Stationen durchlaufen habe. Hierdurch bekam ich einen sehr umfassenden Blick auf die Strukturen und Faktoren, die unser Gesundheitssystem prägen und wie sich diese ganz praktisch im Alltag von Menschen, die Hilfe benötigen, niederschlagen.
Danach konzentrierte ich mich auf den Bereich Controlling, habe rund anderthalb Jahre in einem großen Pflegekonzern gearbeitet. Auch diese Arbeit hat mir großen Spaß gemacht. Trotzdem war für mich bald klar, dass mein persönlicher Berufswunsch eher dort liegt, wo Menschlichkeit über Ökonomie steht. Während meiner Tätigkeit an der Uniklinik Köln habe ich mir dann nebenberuflich noch ein zweites Standbein aufgebaut: Ein Studium in Arbeits- und Organisationspsychologie…
Mit Beginn dieses Jahres führen Sie nun die NMD-Geschäftsstelle in Köln. Da kommen Ihre unterschiedlichen Schwerpunkte ganz gut zusammen, oder?
Ja, das denke ich auch. Langfristig hätte ich nicht im Controlling bleiben wollen. Es ist aber ein interessanter und wichtiger Aspekt, und auch für die jetzige Corona-Krise unfassbar hilfreich. Jetzt kann ich beides kombinieren: Meine Leidenschaft, Menschen zu helfen, und meine Fähigkeit, das Ganze auch in Zahlen richtig aufzustellen. Mit Zahlen etwas anfangen, wissen, was dahintersteckt und wie man das Beste aus einer Situation für Klientinnen und Klienten herausholen kann – das ist es, wo beides zusammenkommt.
Sie sprachen gerade die aktuelle Corona-Pandemie an. Inwiefern beeinflusst die ihre Arbeit?
Es gibt hier, in diesem Blog, einen Beitrag: „Hilfebedarf ist schwer planbar“ – dieser Satz stimmt genau so. Wir versuchen, uns so gut und so schnell wie möglich an den aktuellen Zustand anzupassen. Dabei müssen wir aber immer abwägen: Wir brauchen genügend Betreuungskräfte, um auch einer erhöhten Nachfrage nachkommen zu können. Jeder, der Hilfe benötigt, soll sie auch bekommen. Zugleich behalten wir aber selbstverständlich auch unsere Betreuerinnen und Betreuern Blick, die ihrerseits gern mit einer gewissen Stundenzahl an Einsätzen planen möchten. Und zwar auch dann, wenn der Bedarf gerade durch außergewöhnliche Umstände wie jetzt einknickt. Das ist ein Balance-Akt, den wir so gut als möglich bewältigen möchten.
Eigentlich war für diesen April ein Betreuer-Treffen geplant. Hier sollten die Kölner Betreuer*innen noch mehr zueinander finden, sich austauschen und neue Kolleg*innen kennenlernen. Das fällt jetzt natürlich leider Corona-bedingt aus. Intern haben wir unsere Datenverarbeitung umgestellt, auch das wirkt sich positiv auf die Betreuerinnen und Betreuer aus – sie bekommen jetzt Einsatzangebote, die viel stärker auf ihre Interessen und Schwerpunkte zugeschnitten sind.
Gibt es sonst noch Pläne für die Zukunft der Kölner Geschäftsstelle?
Der NMD leistet seit vielen Jahren tolle Arbeit in Köln. Doch wir könnten noch sichtbarer werden in der Stadt. Ich bin aktuell dabei, Ärzte, Krankenhäuser und Sozialstationen über unsere Leistungen zu informieren. Auch einmal bei Stadtfesten mit einem eigenen Stand vertreten zu sein, wäre ein Wunsch von mir. Auch deshalb freue ich mich sehr, wenn unsere Kollegin Frau Wittekind bald wieder aus der Elternzeit zurück in der Geschäftsstelle ist. Sie ist seit der Gründung mit dabei, bringt viel Erfahrung und Kompetenz mit – und zusammen kann man einfach viel mehr auf die Beine stellen.
Zweitens baue ich gerade mit den Jugendämtern Kontakt auf, um auch hier als Ansprechpartner für Betreuungshilfen bekannter zu werden. Hier sind persönliche Treffen wichtig, um zu zeigen, was wir alles schon machen. Und was wir machen können.
Ganz perspektivisch möchte ich auch das Kölner Umfeld in den Fokus nehmen. Wir erhalten viele Anfragen aus dem Umland. Es wäre toll, wenn wir auch die innerhalb der nächsten Jahre mit Betreuer*innen vor Ort bedienen könnten.
Zum Schluss würden wir uns noch über eine Ergänzung dieses Satzes freuen: „Wenn ich nicht gerade für den NMD im Einsatz bin…“
…dann bin ich sehr gerne in der Natur! Ich sammel in meiner Freizeit auch gern Müll auf, um die Wälder, Wiesen und Parks sauber zu halten, mache regelmäßig Yoga…aber trinke natürlich auch gerne mal ein Kölsch. Ich habe mich einfach verliebt in diese Stadt und bin ganz sicher, dass ich hier niemals wieder weggehen möchte.
Vielen Dank für das Gespräch!
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Foto: privat.